Heideschützen im Interview: „Angestaubt gibt es bei uns nicht“


Ist das Schützenwesen überhaupt noch zeitgemäß? Das und mehr beantworten der Vorsitzende Meinolf Burk und zwei erfahrene Vereinsmitglieder der Heideschützen im Interview.

Bernd Engelhardt (Pressewart, v.l.), Herbert Wendt (Stellvertrender Vorsitzender) und Meinolf Burk (Erster Vorsitzender) sprechen über das Schützenwesen. Ist das noch zeitgemäß?

Da wird es am kommenden Wochenende bei den Heideschützen turbulent zugehen: Das neue Königspaar Helmut I. (Eckhardt) und Regina I. (Eckhardt) ist bereits ausgerufen – nun stehen die Krönung mit anschließendem Festball in der Festhalle (Samstag, 3.9.) und der traditionelle Festumzug (Sonntag, 4.9.) über die Schwerter Heide an. Aber was macht das Schützenwesen mit seinem „angestaubten“ Image überhaupt für die Bürgerinnen und Bürger sowie für die Vereinsmitglieder auch heute noch interessant – und wie wirkt sich der Generationenwechsel im Vorstand aus?

Hierzu und zur weiteren Entwicklung des Vereins haben wir mit Meinolf Burk (40), dem jungen Ersten Vorsitzenden, sowie mit den erfahrenen Vereinsmitgliedern und ehemaligen  Schützenkönigen Herbert Wendt (Stellvertretender Vorsitzender) und Bernd Engelhardt (Pressewart) gesprochen.

Die Uniformen und Rangordnungen erinnern an militärische Strukturen – ist das so?

Der erste Eindruck mag so sein, allerdings gibt es bei uns keine Uniform, sondern den Schützenrock. Das Tragen des Schützenrockes soll die gemeinsame Verbundenheit darstellen. Wir tragen auch nicht die militärische Bezeichnung „Kameraden“, sondern wir sind eine „Schützenbruderschaft“ – der Begriff „Schützen“ ist nicht dem Schießen, sondern dem Schutz angelehnt. Es sind vor allem bürgerlich-gesellschaftliche Aufgaben mit unserer ehrenamtlichen Tätigkeit verbunden – eben die Hilfe füreinander. Das nachbarschaftliche Miteinander steht für uns im absoluten Mittelpunkt. Die Rangbezeichnungen entstammen den ursprünglichen Festlegungen im Schützenwesen – die Menschen hatten seinerzeit mit diesen Bezeichnungen eine Vorstellung und Einordnungsmöglichkeit, wie sie es aus dem militärischen Bereich kannten. Diese Tradition als Erkennungsmerkmal wurde und wird nun einfach weitergeführt. Und die Orden werden als Anerkennung für das Engagement verliehen.

Das Image des Schützenwesens ist noch „angestaubter“ als vor ein paar Jahren – wie gehen Sie als Heideschützen damit um? 

Bei uns gibt es drei Säulen in der Vereinsstruktur: Die Traditionssäule mit zum Beispiel der Schützenfestdurchführung, die sportliche Säule mit den Gewehr-, Laser- und Bogen-Zielsportarten sowie die gesellschaftliche Säule mit der Nachbarhilfe, den Nikolausfeiern und so weiter. Die Jugendarbeit ist ein unbedingter Schwerpunkt in der Vereinsarbeit – insbesondere das Bogen- und Laserschießen sowie die gemeinsamen Aktivitäten außerhalb des Sports werden prima angenommen. Die Jugendgruppe ist zahlenmäßig stark gewachsen und konnte in den letzten Jahren „wiedererweckt“ werden. Unser Verein hat rund 300 Mitglieder – davon zirka 80 Frauen mit steigender Tendenz. Auch im Vorstand und in der Geschäftsführung sind Frauen dabei – die Damen haben sich absolut etabliert. Zudem hat sich die jüngere Generation intensiv in die Vereinsstruktur eingebracht: So gibt es mit Meinolf Burk den erst 40-jährigen Ersten Vorsitzenden und zum Beispiel auch das Schützen-Kaiserpaar liegt in dieser Altersklasse. Wir haben eine klasse Zusammenarbeit: Die jungen „Macher“ und die jung gebliebenen „Erfahrungsträger“ – Angestaubt gibt es bei uns nicht.  

Was ist die Motivation zur Übernahme der Vereins- und Vorstandstätigkeit und wie sieht die Arbeit aus?

Die Verantwortung zur Erhaltung des im Verein Geschaffenen und die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sind wesentliche Punkte. Zudem ist es ein schönes Hobby und die positiven Rückmeldungen motivieren natürlich. Wir besitzen als Verein ein schönes und großes Vereinsgelände mit entsprechenden Immobilien, wie Festhalle und Vereinslokal –alles komplett schuldenfrei. Die meisten der erforderlichen Tätigkeiten am Gelände und den Immobilien werden ehrenamtlich von uns selbst ausgeführt. Auch die Organisation und Durchführung unserer Veranstaltungen liegt in unseren Händen.

Wie sehen die Planungen für die Zukunft aus?

Wir wollen auf jeden Fall die gesellschaftliche Integration „Auf der Heide“ weiter ausbauen: Neubürger aktiv ansprechen und die Zusammenarbeit mit den nachbarlichen Vereinen noch weiter intensivieren. Auch der Pachtvertrag für unser Vereinslokal „Auf der Heide“ soll mit dem tollen Theaterensemble „Studio 7“ langfristig gehalten werden. Die Jugendarbeit wollen wir weiter ausbauen: „Von der virtuellen Computerwelt in die reale Welt“ – so eines der Ziele. Zudem steht noch die Fertigstellung für den Anbau zur Festhalle auf dem Umsetzungsprogramm. Und die Festhalle selbst soll noch weiter „aufgepeppt“ und attraktiver gestaltet   werden. Und dann ist da ja auch noch im kommenden Jahr unsere 125-Jahr-Feier: Das soll ein echter „Knaller“ werden. 

Text/Foto von Hilmar Schmitt